Wing Chun ist auch für seine Beintechniken bekannt, denn eine gute Beintechnik ist kampfrelevant. Es soll 8 Kicks im Wing Chun geben, welche sind das?

Von Anfang an trainiert man im Wing Chun die Beine. Wendung und Schritte sind wichtig zur Dehnung und Stärkung des ganzen unteren Körpers. Ohne ein stabiles Fundament funktionieren Techniken der Arme nur schwerlich oder man verliert recht schnell das Gleichgewicht. Schnelle Beine sind natürlich auch wichtig im Kampf. Damit werden Distanzen schnell überbrückt oder man vergrößert schnell den Abstand, um z. B. einem Tritt auszuweichen. Weiterhin gibt es Techniken zur Trittabwehr, wie z. B. Tan-Gerk und Bong-Gerk.

Im Laufe der Zeit kommen auch Übungen der Wing Chun Kicks hinzu. Doch welche Kicks gibt es im Wing Chun? Wenn man danach im Internet sucht, kann es ziemlich lange dauern, bis man die Namen der Wing Chun Kicks findet – und oft werden sie ohne chinesische Schriftzeichen genannt. Auch in der einschlägigen Literatur findet man wenig Detailliertes. Ging hier schon Wissen verloren? Wenn es nicht niedergeschrieben wird oder keine Verbände oder Vereine existieren, die dieses Wissen systematisch dokumentieren, wird es früher oder später nur noch in Fragmenten erhalten sein. Im Internet findet man einen Artikel von Curt James mit dem Titel "Secret Wing Chun Leg Maneuvers" (Inside Kung Fu, Dez. 1991). Darin werden auch die 8 Bein-Prinzipien und die 12 Beinblocktechniken behandelt. Einige Linien unterrichten oder unterrichteten Wing Chun Kick-Formen. Informationen dazu finden sich unter anderem im Guo Lo Wing Chun und im Lok Yiu Wing Chun. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass es kaum verlässliche Quellen über diese Wing Chun Kicks, ihre Ideen und Theorien gibt. Für all jene, die auch Zeit in effektives Kicken investieren möchten, bleibt nur der Rat, sich bei anderen Stilen Rat und Ideen zu suchen. Denn in vielen anderen Kampfkunst oder Kampfsportarten erscheint es einfacher die Tritte und deren Namen zu finden.

Da Kicks und auch andere Bewegungen von verschiedenen Wing Chun Linien und Verbänden unterschiedlich bezeichnet werden, erhebt die folgende Liste keinen Anspruch auf Korrektheit.

1. Tiefer Front Kick (Dai Jing Gerk).
2. Front Kick (Jing Gerk).
3. Tritt zu Seite [bzw horizontal] (Waang Gerk).
4. Tiefer Tritt zu Seite [bzw horizontal] (Dai Waang Gerk).
5. Instep Kick (Gerk Booie).
6. Outside Schnapp Kick (Gaan Gerk).
7. Knie hochziehen (Hay Sut).
8. Scraping (schaben/ kratzen) Kick (Yaai Gerk).

Das muss noch optimiert werden. So ist das nicht sauber ausgearbeitet.

Die Zahlen beziehen sich auf die Bilder im  Buch: 116 Wing Tsun Dummy Techniques (mit Ip man)

1. 033 + 036  Seitlicher "thrusting" Tritt.
2. 051 + 058 Knie-Stampf Tritt.
3. 086 + 088 "Crossed" Stampf Tritt.
4. 095 + 100 "Faced Thrust" Tritt.
5. 096 + 101 wie 2.
6. 107 + 109 Niedriger "thrusting" Tritt.
7. 111 + 113 "Sweep" Tritt

Wir zählen nur 7 Kicks. Das kommt wohl daher, dass eigentlich von 8 Beintechniken gesprochen wird. Dazu zählen dann auch spezielle Schritte usw. Daher ist es etwas verwirrend, wenn man von 8 Tritten spricht und darunter sind dann eben auch Bewegungen, die sicher keine Tritte sind.

Da einige Techniken in Wing Chun und Hung Gar Kuen ähnlich sind, hier die Beintechniken aus dem Hung Gar:

前 蹬 腿 Chin Dang Toi Front Kick
側 踹 腿 Che Chuen Toi Side Kick
彈 腿 Tan Toi Snapping Kick
掃 腿 So Toi Roundhouse Kick
踩 腳 Chai Geuk Heel Kick
空 飛 腳 Hung Fei Geuk Jumping Kick
旋 風 腿 Suen Fung Geuk Tornado Kick
無 影 腳 Mo Ying Geuk Shadowless Kick
虎 尾 腳 Fu Mei Geuk Tigertail Kick
月 影 腳 Yat Ying Geuk Moonshadow Kick
地 後 掃 腿 Dei Hau So Toi lower footsweep backwarts
地 前 掃 腿 Dei Chin So Toi lower footsweep forwards

Kicks sind dann sinnvoll, wenn ich in der Ausführung in balance und stabil stehen kann. Hat der Gegner Kontrolle über mein Gleichgewicht empfiehlt es sich auch nicht zu treten. Im Nahkampf ist treten recht schwierig zumal man wohl kaum Zeit dazu hat, weil die Arme stark beschäftigt sind und man einen guten Stand hierzu benötigt. Hebt man ein Bein unter Kontakt im Nahkampf geht das eher "ins Auge". Dennoch ist es wichtig, dass man gut kicken kann. Besonders gegen Angeifer, die keinerlei Erfahrung im Umgang mit Kicks haben, kann dies Vorteile bringen.

Hohe Kicks und Dehnen/Stärken

Wing Chun und viele andere Kampfkünste vermeiden hohe Tritte, weil man dabei schneller das Gleichgewicht verliert und den Kopf auch problemlos mit den Händen erreichen kann. Doch das ist kein Argument dafür, hohe Kicks grundsätzlich im Training zu meiden. Auch wenn wir im praktischen Kampf meist nur bis Brusthöhe treten, lohnt es sich, höhere Kicks zu trainieren.

Wer kontrolliert und sauber hoch treten kann, hat erst recht die Kraft, Stabilität und Mobilität, um mittlere und niedrige Tritte präzise, explosiv und sicher auszuführen. Deshalb sollte nicht nur der Bereich um Hüfte, Becken und Beine regelmäßig gestärkt und gedehnt werden, sondern auch die unterstützenden Systeme: Core, Glutes, unterer Rücken, Faszienketten und die Fuß- und Gleichgewichtsmuskulatur. Eine ähnliche Beweglichkeit, Grundkraft und Gesamtstabilität, wie wir sie aus Karate oder Kickboxen kennen, ist auch im Wing Chun von deutlichem Vorteil. Es sorgt für stabilere Stände, bessere Balance, flüssigere Übergänge und eine insgesamt effizientere Körpermechanik.

Übungen/ Begriffe in dem Zusammenhang sind u. a. (Fokus unterer Körper):  Glute Bridge, Clamshell, Hip Thrust, Calf Raises, Hüftkreisen, Kniekreisen, Fußgelenkskreisen, Einbein-Fersenheben, Zehengang / Fersengang, Psoas-Dehnung, Hüftbeuger-Stretch (Lunge), 90/90 Hip Mobility, Lateral Leg Raises, Standing Hip Flexor Lift, Hamstring-Stretch (für die hintere Kette), Adduktor-Dehnung, Balanceübungen wie Einbeinstand, Copenhagen Plank, Straddle Stretch, Lateral Hops, Airplane Drill (Standwaage mit Rotation) oder kontrollierte Kicks im Slow-Motion-Tempo.

Diese Ideen/ Übungen und viele andere verbessern nicht nur Beweglichkeit und Kraft, sondern sorgen auch dafür, dass die Hüfte frei arbeitet und das Becken stabil bleibt. Das Ergebnis ist eine bessere Kontrolle über den eigenen Schwerpunkt, mehr Explosivität in allen Beinaktionen und eine deutlich geringere Verletzungsanfälligkeit. Gerade im Wing Chun, das schnelle Richtungswechsel und präzise Beinaktionen erfordert, ist eine gut trainierte Hüftmechanik ein echter Vorteil.

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